In den Nachkriegsjahren lebten etwa 7000 Letten als „Displaced Persons“ in Esslingen. Sehr schnell entstanden eigene gesellschaftliche Strukturen. Unter Leitung des 1962 in Esslingen beerdigten Erzbischofs, Prof. Dr. Grünbergs, passte die evangelische Kirche ihren Dienst den neuen Erfordernissen an. Es besteht noch bis heute eine lettische ev. luth. Gemeinde. Auch das kulturelle Leben war erfreulicherweise hier im Exil sehr lebendig.
Beim Sängerfest 1947 beteiligten sich an den Konzerten, Theateraufführungen sowie an der Ausstellung, dem Gottesdienst und dem Festumzug mehr als 1000 Teilnehmer. Einige Jahre später begann eine Auswanderungswelle, die die meisten Esslinger Letten weithin in die Welt zerstreute. Im Mai 1950 wurde das Lager in Esslingen geschlossen und der größte Teil unserer Landsleute emigrierte dann nach Übersee. Die Esslinger Zeit ist ihnen unvergessen, und viele haben Esslingen in den letzten Jahrzehnten wieder besucht.
Nach Öffnung der EU-Grenzen ist die Zahl der Letten im Bundesgebiet wieder stark angestiegen. Wir in Baden-Württemberg freuen uns darüber, dass bestens ausgebildete und gut integrierte junge Letten auch im Ausland unsere kulturellen Traditionen weiterführen. Inzwischen ist die lettische Volkstanzgruppe „Trejdeksnitis“ beispielsweise auch in Stuttgart darüber hinaus aktiv, zuletzt als Teilnehmer bei den diesjährigen Heimattagen in Bad Mergentheim.
Der lettische Kulturverein SAIME e.V. , gegründet im Jahr 2015, sieht als seine Aufgabe, die traditionelle lettische Kultur und Geschichte, Sitten und Bräuche sowie Sprache in Wort und Schrift für und mit den Landsleuten in der neuen Heimat zu pflegen. Es werden Konzerte, Lesungen, Treffen, Feste, Theatervorstellungen, Vorträge, Infoabende, Filmvorführungen etc. zur Vermittlung und Erhaltung kultureller und historischer Traditionen durchgeführt. Aber wir leben nicht nur in unserer eigenen Welt. Uns ist die Beteiligung am gesellschaftlichen und kulturellen Leben sowie die Zusammenarbeit zwischen Letten und Bürgern unterschiedlicher Herkunft und Generationen sehr wichtig. In den vergangenen Jahren haben wir einige Kooperationsprojekte durchgeführt und uns an zahlreichen Aktionen beteiligt.
Die Ausstellung “Letten in Esslingen 1947“ stellt vom 13. Juni bis Ende des Monats im Gelben Haus das lettische Flüchtlingslager in Esslingen vor. Die ausgewählten Fotografien und Dokumente, so wie eine Zusammenstellung aus dem damaligen Videomaterial, vermitteln Information über das gesellschaftliche, soziale und kulturelle Leben von 1945 bis 1947. Der Höhepunkt der Ausstellung ist das erste lettische Sängerfest im Exil am 25. Mai 1947.
Die Ausstellung wird vom Lettischen Kulturverein „Saime“ organisiert. Die Leitung bedankt sich bei den Unterstützern, Förderern und Kooperationspartnern des Projektes - der Stadt Esslingen am Neckar, der Esslinger Zeitung und Dagmar Weinberg, den Städtischen Museen Esslingen a. N. und Martin Beutelspacher, dem Stadtarchiv Esslingen und Karla Rommel, dem Nationalarchiv Lettlands und Guntis Švītiņš, dem Außenministerium Lettlands, dem Kultusministerium Lettlands, dem Verband der Letten Europas, der Lettischen Gemeinschaft in Deutschland e.V. und Neil Ebden, dem Lettischen Centrum Münster und Zuze K. Krēsliņa-Sils.
Danke für das Material an Mark Opeskin, Aivars Vimba, Gregors Spoģis und Artūrs Rūsis. Vielen Dank an Alle, die uns bei der Materialrecherche unterstützt haben.
Einen großen Dank richten wir an die Kuratorin Liene Poriete, die Künstlerin Ineta Karels und die Beteiligten der Arbeitsgruppe - Karina Stängle, Vita Rēdliha, Patrick Klimek, Dace Ēdere, Marika Birzniece un Natālija Poiša.
Mehr Eslingenas Dziesmu svētkiem 70.
„Letten in Esslingen 1947“
Ausstellung im Stadtmuseum
13.06. – 30.06.2017
Im Gelben Haus
Hafenmarkt 7, 73728 Esslingen
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag 14-18 Uhr
Sonn- und Feiertag 11-18 Uhr
Eintritt: 2,- €